Die klassischen Portrait-Zeichnungen gehören nicht zu den einfachen Übungen, dennoch sind sie sehr beliebte Themen in der bildenden Kunst und digitalem Zeichnen. Fehler und Unstimmigkeiten im Portrait fallen auch dem ungeschulten Auge sofort auf, da der Mensch seit seiner Kindheit auf das Erkennen von Gesichtern trainiert ist.
Doch auch wenn etwas Falsches an der Zeichnung erkannt wird, kann der Beobachter meist nur schwer zuordnen, wo der Makel am Portrait genau liegt.
Bevor das Gesicht eines bestimmten Menschen gezeichnet werden kann, sollten zunächst einige Grundlagen beachtet werden, um der Zeichnung Natürlichkeit und Leben einzuhauchen.
Besonders wichtig sind hierbei die Proportionen. Selbstverständlich sieht jedes Gesicht anders aus, dennoch sind viele Basis-Proportionen immer annähernd gleich. Die Höhe der Stirn wird beispielsweise oftmals zu niedrig gezeichnet. Die Augen befinden sich in etwa der Mitte des Gesichts, dementsprechend wird auch die Stirn länger erscheinen.
Als Maßeinheit beim Zeichnen von Portraits kann die Nase verwendet werden: Die Stirn ist etwa eine Nase hoch. Die Nase selbst misst genau eine Nasenlänge und das Kinn sowie der Mund ebenfalls. Das menschliche Gesicht ist also genau drei Nasen lang. Auch wird oft übersehen, dass der Bereich neben den Augen etwa die Breite eines Auges selbst beträgt. Der Abstand zwischen den Augen misst ebenfalls eine Augen-Länge. Zusammen ist das Gesicht also etwa fünf Augen-Längen breit.
Die grobe Unterteilung des Gesichts lässt sich am einfachsten mit einer groben Skizze realisieren. Anfänger als auch Fortgeschrittene werden zuerst mit einer Skizzierung ihres Portraits beginnen.
Mit leichten und dünnen Strichen werden zunächst die groben Umrisse der Gesichtspartien erfasst. Die bereits oben erwähnten Grundlagen sollten dabei unbedingt eingehalten werden, damit das Portrait möglichst realistisch erscheint. Je nach Belieben kann der Zeichner beispielsweise mit der Kopfform beginnen.
Die Augen im Portrait sollten zunächst möglichst symmetrisch zueinander sein. Abweichungen von der Symmetrie, die wohl jedes menschliche Gesicht beinhalten, können später genau eingezeichnet werden. Danach wird der grobe Umriss der Nasen- und Mundpartie vorgenommen.
Um ein möglichst aussagekräftiges und stimmiges Portrait zu erhalten, kann es sinnvoll sein, einzelne Gesichtspartien schon im Vornhinein zeichnen zu üben. Für realistische Lippen und schöne, detaillierte Augen in der Portrait-Zeichnung wird so einiges an Fingerspitzengefühl benötigt.
Auch die Mimik sowie die gesamte Physiognomie im Gesicht bedarf an Geschick und Ausdauer, um die spätere Zeichnung möglichst realistisch wirken zu lassen. Wie überall im Leben gilt auch bei der Portrait-Zeichnung: Übung macht den Meister!
Nachdem die Umrisse des Gesichts skizziert wurden, werden die dunklen und schattigen Stellen zunächst schraffiert. Die seitlichen Steigungen beispielsweise an Kinn und Wange werden so angedeutet. Dies sollte bereits vor dem Einzeichnen von Details wie Lippen, Augenbrauen oder Wimpern geschehen, da diese sonst wieder verwischt werden.
Dunkle Stellen werden also sofort nach der Umriss-Skizze verdunkelt und schattiert. Im nächsten Schritt werden dann diese Bereiche verwischt, um lebendige Effekte zu erhalten. Zu schattierende Segmente im Gesicht befinden sich beispielsweise bei den Wangenknochen, an der Nase, in den Augenhöhlen sowie am gesamten Rand des Kopfes.
Zu Beginn sollte möglichst behutsam schraffiert werden, denn das Wegradieren gestaltet sich mit fortgeschrittenem Portrait immer komplizierter.
Weil das menschliche Auge so sensibel auf gewohnte Gesichtsmuster reagiert, wird es jede Eigenart und Unstimmigkeit sofort wahrnehmen. Daher gehört das Portrait-Zeichnen auch zur Königsklasse: Winzige Abweichungen vom Original sind unmittelbar zu erkennen.
Letztlich sind es die winzigsten Details, die das Aussehen eines Menschen und damit sein Portrait ausmachen. Um diese individuellen Faktoren einzufangen, bedarf es an Ausdauer, Konzentration und vor allem Übung.
Damit das Gesicht auf dem Blatt Papier natürlich und lebendig erscheint, sollte der Zeichner auch über gewisse Erfahrungen verfügen. Diese kann sich jeder durch das Üben aneignen und sich eine Menge Frust ersparen, wenn das Portrait nicht sofort gelingt.